Was passiert mit Erinnerungen und Dingen, die wir verwahren, verschließen, vergessen?
Entwickeln sie ein Eigenleben? Werden sie uns gefährlich, wenn wir uns ihnen nähern? Oder werden sie gefährlich, wenn wir das nicht tun? Gibt es verborgene Schätze? Welches Risiko sind wir bereit einzugehen? Wo lauert die größte Gefahr? Und was bietet Schutz?
Formal setzen sich zeichnerisch-grafische Ideen dreidimensional fort und korrespondieren im Raum. Schwarz und Gelb bilden den größten Kontrast, wie Pech und Schwefel eine explosive Mischung. Sie werden üblicherweise zur Warnung eingesetzt und sind in dieser Funktion jedem vertraut.
Unsafe Contained, Rauminstallation, Wismar, 2018 Weitere Fotos...
Fotoarbeiten
communicate
9-teilige Fotoarbeit (je 30x30), 2021
In "communicate" geht es mir um das Ringen, die Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Strömungen, Impulsen und Überzeugungen. Polaritäten kommen hier durch die Verwendung schwarzer und weißer Einmalhandschuhe zum Ausdruck. Ein brisantes Umfeld wird durch die plakathaft rot-weißen Streifen angedeutet.
Ich zeige Momentaufnahmen gestischer Aktionen, die beispielhaft Formen und Gewichtungen menschlicher Kommunikation abbilden. Dabei kann es sich um innere wie äußere Kontroversen handeln. Mein Anliegen ist es die Intensität zu verdeutlichen, in der um Balance gerungen und ein Spannungsfeld aufgebaut wird.
Rescue Basket - Rescue Skills
11 Fotografien, je 40x30, Pigmentdruck auf Hahnemühle, 2021
Auf der Suche nach einer Ausdrucksform, die von der Besonderheit des Erlebens in der Coronakrise erzählt, begann ich im Frühjahr 2021 mit einem Kunstprojekt mit dem Titel "Rescue Basket". Ich bat Menschen in verschiedenen Lebenssituationen zu beschreiben, was für sie jetzt wichtig wurde: Welche Werte hatten sich verschoben, was empfanden sie als rettenswert bzw. wichtig zu erhalten, welche Symbole fanden sich dafür? Als Auffangbehälter hierfür diente ein Korb, den ich aus Absperrband gefertigt hatte, als Zeichen für die Verwandlung von Trennendem und Abgrenzendem zu einem Halt gebenden und bewahrenden Objekt.
Entstanden ist eine Fotoreihe, die für alle Beteiligten überraschend ist. Es kamen Dinge zusammen, die in der Zusammenstellung die Unvorhersehbarkeit der individuellen Erfahrungen widerspiegelt und den Betrachter*innen einen Einblick ermöglicht, den sie auf ihre ganz eigene Weise interpretieren können. Mir geht es besonders um die Stimmung, die sich über die Bilder vermittelt.
Die Arbeit steht in engem Zusammenhang mit meiner Videoarbeit "Rescue Basket".
Die Videoarbeit betont den Faktor Zeit und stellt eine Verbindung von Naturhaftem und Künstlichem her. Das Material – Absperrband – steht für die Situation in der Corona-Krise, die Notwendigkeit von Abgrenzung und Warnung, allgegenwärtig im öffentlichen Raum. Das "Verhäkeln" transformiert: aus fragilem, instabilem Flatterband wird ein Halt gebendes, festes Objekt. Abgrenzendes, signalhaft Fernhaltendes wird zu Verbindendem; Zurückweisendes zu einladend Bergendem. Der Fluss als Symbol ständiger Bewegung und Erneuerung bei gleichzeitiger Permanenz und Ruhe spiegelt den Flow des Schöpferischen und bildet den naturhaften Gegenpol zum künstlich erzeugten Flatterband. Das Häkeln als Handarbeitstechnik, die Geduld und Ausdauer braucht und gleichzeitig für die Transformation steht, bringt Handlungsfähigkeit zum Ausdruck. Die Langsamkeit und Länge des Films weist auf die nicht zu beschleunigende Realität in der Bewältigung der Krise. (Rescue Baskets finden Verwendung in der Seenotrettung. Eine der frühesten Geschichten über einen Rettungskorb ist die Bergung des Findelkindes Moses, Altes Testament.)
Das Versprechen, Videostills
Das Versprechen, Christine Lengtat; Stefan Ostermeyer, Video, 1:14 min, 2020
Die Videoarbeit "Das Versprechen" thematisiert Heilung aus scheinbar kindlich-naiver Persektive. Die Szenerie entspricht dem Wunsch nach Natürlichkeit. Berührungen, Klänge, Licht, altvertraute gesungene Worte treffen in einer magischen Szene auf die populären Pillen der Homöopathie und zeigen Parallelen auf zwischen dem "mütterlich" wirksamen Versprechen im Trostlied und dem Glauben an die Wirksamkeit der Alternativmedizin. Dabei spielt der Film mit "zauberischen" Voraussagen – Beschwörungen, die einen Effekt im Sinne eines Placebos entfalten. Die hier aufgestellten Behauptungen sind weder versteh- noch verifizierbar.